Digitale Medien und ihr Einfluss aus die Schulleistung

 

Kinder und Jugendliche können sich ein Leben ohne soziale Medien nicht mehr vorstellen. Sie nutzen ihr Smartphone, Facebook, Instagram & Co. täglich und Eltern und Lehrer befürchten schon lange, dass sich eine intensive Nutzung digitaler Medien bzw. sozialer Netzwerke negativ auf die Schulleistung auswirken könnte.

 

Nutzung sozialer Medien wirkt sich nicht auf Schulleistung aus

Solche Ängste sind im Hinblick auf soziale Netzwerke jedoch unbegründet, wie Wissenschaftler aus Würzburg und Bamberg, die sich den Zusammenhang zwischen dem Social-Media-Verhalten von Jugendlichen und deren Schulnoten genauer angesehen hatten, jetzt herausgefunden haben. In einer Übersichtsstudie haben die Forscher 59 Untersuchungen zu diesem Thema mit insgesamt fast 30.000 Studienteilnehmern weltweit ausgewertet. Das Ergebnis: Der Einfluss auf die Schulnoten ist gering und davon abhängig, wie die Schülerinnen und Schüler soziale Medien nutzen.

 

-        Die Zeit, die in die Nutzung sozialer Medien investiert wird, geht nicht zu Lasten der Lernzeit. Die Studien zeigen, dass Schüler, die besonders intensiv Social Media nutzen, nicht weniger Zeit aufs Lernen verwenden.

 -       Wer sich allerdings sehr oft in soziale Netzwerke einloggt, dort häufig Nachrichten und Fotos postet und damit insgesamt viel Zeit verbringt, zeigt etwas schlechtere Schulnoten, wobei dieser negative Effekt nur sehr gering ausfällt.

 -       Schüler, die sich über Social Media über schulbezogene Themen austauschen, zeigen leicht bessere Schulnoten.

 -       Multitasking zeigt geringe Negativeffekte. Wer also während der Hausaufgaben bzw. der Vorbereitung auf den Unterricht intensiv in sozialen Netzwerken unterwegs ist, hat leicht schlechtere Schulnoten als Schüler, die sich nicht durch die Nutzung sozialer Medien ablenken lassen.

 

Die Wissenschaftler stellen zusammenfassend fest, dass die Beschäftigung mit sozialen Medien nach dem heutigen Wissensstand keine massiv nachteiligen Effekte auf Schulnoten zu haben scheint. Das befreie Eltern jedoch nicht von der Aufgabe, sich mit den Social-Media-Aktivitäten ihrer Kinder auseinanderzusetzen, die sozialen Netzwerke zu kennen und die Nutzungsmuster verstehen zu wollen (Appel M. u.a.: „Active on Facebook and Failing at School? Meta-Analytic Findings on the Relationship Between Online Social Networking Activities and Academic Achievement“ in: . Educational Psychology Review 2018, S. 1-27).

 

Lernmittel Handy

Neben sozialen Netzwerken stehen auch Handys bzw. Smartphones immer wieder in der Kritik. Sie sind in der Schule normalerweise unerwünscht. Dabei können sie möglicherweise einen wertvollen Beitrag für den Lernerfolg leisten, wie eine Feldstudie der FH St. Pölten zeigt. Diese hat untersucht, wie Smartphones in den Lernalltag integriert werden können und welche Effekte dies auf den Unterricht hat. Das Ergebnis: Handys im Unterricht verbessern die Lernleistung von Schülern und wirken sich sogar positiv auf das Klassenklima aus. Laut Studie bietet das Handy-Lernen vor allem zwei Vorteile: Die Schüler beschäftigen sich aktiver mit dem Stoff und im Klassenverband entstehen neue soziale Gruppen, die zusammen lernen. Die Schüler seien allein durch die Verwendung der Handys schon motiviert. Denn das mobile Gerät bietet die Möglichkeit des interaktiven Lernens - die Schüler lernen spielerisch und damit auch effizienter. Besonders überraschend war darüber hinaus ein anderer Effekt: Das Handy-Lernen wirkte sich positiv auf die Klassengemeinschaft aus. Denn werde das Handy von den Schülern in anonymen Teams genutzt, fallen die üblichen sozialen Probleme bei der Gruppenbildung weg - nämlich, dass Kinder normalerweise nur mit ganz bestimmten Mitschülern zusammenarbeiten wollen (Schmiedl G. u.a.: „Mobile Enabling of Virtual Teams in School - An Observational Study on Smart Phone Application in Secondary Education“, in: Education Technology and Computer [50] 2010, S.1-4). Kritiker betonen jedoch die Gerechtigkeitsfrage, wenn es um den Einsatz des Smartphones als Lernmittel geht. Schließlich müssten ja zunächst alle Schüler ein Handy haben. Das haben zwar mittlerweile fast alle, jedoch stellt sich hier zugleich das herausragende Problem: Wer hat welches Handy? Auch wenn die Kommunikation anonym sein mag, die Kinder und Jugendlichen wissen meist sehr genau, wer über welches Mobiltelefon verfügt und vor allem, wer das beste, teuerste und trendigste Handy hat. Und die Gefahr besteht, dass Jugendliche, die bisher wenigstens während des Unterrichts von negativen Zuschreibungsprozessen über die Marke ihres Handys befreit waren, nun auch noch bei der schulischen Kommunikation auf ihre Handymarke reduziert werden. Wer den Umgang Jugendlicher mit ihrem Handy und die entsprechenden Werbebotschaften kennt, könnte Zweifel daran haben, dass Lernen über und mit Handy zu mehr Gleichberechtigung unter den SchülerInnen führt. Schon die Smartphone-Werbung betont mehr oder weniger deutlich, dass nur im Trend liegt, wer das neueste Smartphone sein Eigen nennen kann. Und wer da nicht mithalten kann, der hat das Nachsehen. Und schließlich müsse bedacht werden, dass viele Eltern heute schon Probleme haben, die üblichen Lernmittel zu bezahlen. Wer schon das Mathematikbuch seines Kindes kaum bezahlen kann, wird kaum die finanziellen Mittel haben, den Kindern auch noch ein möglichst trendiges Handy zur Verfügung zu stellen.

 

Mediennutzung kann Schlafkultur stören

Ein meist weniger bedachtes Problem digitaler Mediennutzung ist, dass sie den Schlaf negativ beeinflussen kann. Und Kinder und Jugendlichen benötigen ausreichend Schlaf, um auch in der Schule konzentriert zu sein. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) hat nämlich gerade erst auf ihrer 25. Jahrestagung darauf hingewiesen, dass ein Kind im Grundschulalter durchschnittlich zehn Stunden Schlaf benötigt, ein Erwachsener sieben bis acht Stunden. Diese Zeit werde aber oftmals aufgrund von Reizeinwirkung durch Mediennutzung nicht erreicht. Das blaue Licht der Bildschirme blockiert dann das Einschlafhormon Melatonin. Eine Studie zum Leseverhalten von Kindern hat herausgefunden, dass Kinder kaum noch Bücher, sondern zumeist digital lesen. Sie sind also auch abends im Bett noch dem blauen Licht ausgesetzt. Wichtig seien deshalb regelmäßige Medienauszeiten sowie eine stärkere Beachtung der Vorbildfunktion von Erwachsenen. „Leider ist es eine typische Situation, dass eine Familie gemeinsam am Tisch sitzt, aber jeder schaut auf sein Handy und ein Gespräch findet nicht statt“, so Psychologin Angelika Schlarb. „Wer also öfter mal sein Smartphone ausmacht und sich stattdessen unterhält, lebt ein positives Beispiel für die Kinder vor“ (DGSM 2018).

 

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) empfiehlt Eltern, folgende Punkte im Umgang mit Smartphone, Computerspielen und sozialen Netzwerken zu beachten:

 

1.      WANN? Mit dem Kind Zeitvereinbarungen treffen. Zeitkonten, wie zum Beispiel acht Stunden Spielzeit pro Woche, können gemeinsam geplant werden.

2.      WAS? Gemeinsam festlegen, welche Angebote Kinder nutzen können. Dabei ist der Jugendschutz zu beachten. Einige Soziale Netzwerke sind beispielsweise zwar ab 13 Jahren erlaubt, werden aber von Pädagogen erst wesentlich später zur Nutzung empfohlen.

 3.     WO? Der Standort des PCs oder die Nutzungsorte des Smartphones haben großen Einfluss darauf, wann und wie Kinder und Jugendliche sie nutzen.

 4.     WAS SONST? Je abwechslungsreicher die Familienzeit gestaltet ist, umso zugänglicher sind Kinder und Jugendliche für andere Erlebnisse als online zu sein.